Sarasota: U23-Ruderin Johanna Reichardt holt Vize-WM-Titel
Sarasota. „Das war ein geniales Rennen. Ich freue mich riesig.“ SC DHfK-Athletin Johanna Reichardt ließ den Emotionen nach ihrer Silbermedaille freien Lauf. Die 22-Jährige hatte bei der U23-WM in Sarasota (Florida) ein beherztes Finale abgeliefert und sich mit dem Vize-WM-Titel belohnt. Ihr Ziel, ins A-Finale zu kommen, hatte die Leipzigerin damit übererfüllt.
Bereits im Vorlauf über 2000 Meter unterstrich Johanna Reichardt ihre Ambitionen. Als Siegerin ihres Vorlaufs und Schnellste des gesamten Feldes zog sie souverän ins Halbfinale ein. Dort traf die Sportstudentin mit der Britin Susannah Duncan auf ihre ärgste Konkurrentin. Nach einem verschlafenen Start zog Reichardt an und setzte sich mit einer Bootslänge vom restlichen Feld ab. Doch die Britin konterte mit einem unnachahmlichen Zielspurt . „Hinten raus konnte ich nicht mehr gegenhalten“, so Reichardt, die als Zweite dennoch sicher ins Finale einzog.
Dort zeigte sich dann ein ähnliches Bild. Johanna Reichardt drückte nach 500 Metern mächtig auf die Tube und lag bis zur 1500 Meter-Marke deutlich auf Goldkurs. „Ich wusste, dass Susannah Duncan einen Wahnsinns-Endspurt drauf hat. Der Zweikampf am Ende und der Versuch, sie nicht vorbei zu lassen, hat einfach Spaß gemacht.“ Am Ende siegte Duncan mit 1,7 Sekunden Vorsprung. Für Reichardt war es nach WM-Platz vier im Leichtgewichts-Doppelvierer 2018 und Bronze bei der Studenten-WM 2018 im leichten Doppelzweier mit Zwillingsschwester Marion der größte Erfolg. Apropos Zwillingsschwester: Marion Reichardt verfolgte den Erfolg ihrer Schwester fleißig von der Heimat aus. Die 22-Jährige startet in Kürze in die Vorbereitung für die U23-EM Anfang September.
Link zum Beitrag des LVZ Sportbuzzer
Die WM aus Johannas Sicht:
„4 Wochen UWV (Unmittelbare Wettkampf-Vorbereitung) in Ratzeburg: Umfangreiches Training auf den Wellen des Ratzeburger Sees, schnelle Strecken in der Regattabahn auf dem Küchensee ergänzt durch Athletiktraining und Ergofahren in der Hitzekammer zur Akklimatisierung.
Nach dieser perfekten Vorbereitung ging es nach Sarasota (Florida), wo ich am liebsten gleich die Regattastrecke getestet hätte, mich die ersten Tage allerdings mit Laufen und Ergofahren begnügen musste. Die Boote waren noch nicht angekommen.
Im Nachhinein glaube ich, das war sehr gut so. So konnte ich in Ruhe den Reise-Rost weglaufen und den Kopf an die Sonne gewöhnen, bevor ich ins Boot stieg. Die ersten Fahrten enttäuschten – ich schaffte es nicht mit den anderen Skulls stabil auszuheben. Doch für dieses Problem fand Herr Hauffe die Lösung: Er besorgte mir von Empacher meine gewohnten Skulls und wie von Zauberhand fühlte ich mich wieder in meinem Boot zu Hause! Höchste Zeit denn die WM wurde eröffnet.
Im Vorlauf erst mal Vollgas um zu testen, wie schnell die Gegner sind und vor allem, wie schnell ich selber bin. Dieses warme, „Dünnflüssige“ Wasser macht Spaß, das Boot läuft. Ich war ziemlich überrascht, meinen Vorlauf deutlich gewinnen zu können. Erwartet hatte ich einen harten Kampf um den direkten Einzug ins Halbfinale.
Dort traf ich dann auf stärkere Gegnerinnen aus Großbritannien. Nachdem ich einen Spätstart hinlegte, über die Strecke jedoch alle überholen konnte, zog die Britin mit einem Wahnsinnsendspurt noch an mir vorbei. Egal, Minimalziel „Finale“ erreicht.
Vor dem Start des Finalrennens war ich so nervös, dass es kaum auszuhalten war. Aber sofort nach dem Start des Rennens fand ich meinen Rhythmus und spürte meine volle Power. Genial. Schon auf den ersten 500 Meters teilte sich das Feld: vorne Österreich, dahinter Großbritannien und ich auf gleicher Höhe. Die übrigen drei Boote (Schweiz, USA und Hongkong) fielen schon etwas zurück. Als ich nach mehr als der Hälfte der Strecke deutlich nach vorn rausfahren konnte, war ich selber erstaunt. Ich kontrollierte, dass ich locker und ökonomisch rudere, ja, alles gut, Boot läuft, fantastisch, so weiterfahren. Obwohl ich eine Länge vor Susannna Dunkan rausgerudert war und mit voller Kraft versuchte meinen Bugball über die Ziellinie zu retten, überspurtete mich die Britin erneut. Also wie im Halbfinale, Großbritannien vor Deutschland und Österreich. Was für ein tolles Rennen!“