Stadtdurchfahrt Berlin 2025

Drei Leipziger Vereine, zwei Boote, ein Ziel: Die Berliner Stadtdurchfahrt Mitte September, die nur einmal im Jahr möglich ist. Sven Götting, Wanderfahrten-Guru beim SC DHfK, hatte angeregt, dass wir gemeinsam mit dabei sein können und auch schon ein Quartier am Dahme-Ufer organisiert.
Beim Pro Sport Berlin gab es für uns zwölf von der DHfK, dem Akademischen Ruderverein und dem RV Triton, eine rustikale Unterkunft und ein leckeres Frühstück – sowie für den Abend eine Pizzeria und einen Grill. Also alles, was man in diesem Sport so braucht, wenn man auf dem Trockenen sitzt. Die beiden Boote mit den schönen Namen Hulk und Yeti, hatte Sven am Haken seines Ford mit nach Berlin genommen. Die beiden fehlenden Plätze in unseren gesteuerten Vierern stellten die Berliner uns zur Verfügung – das Los entschied, wer wo am Sonnabend einsteigen konnte.
Marianne, der gute und sehr lebendige Geist des Hauses hatte uns für kleines Geld ein stärkendes Frühstück bereitet: 6:15 Uhr dampfte am Sonnabend der Kaffee und auch die Eier waren gekocht oder gebrutzelt. Gegen acht sollte es losgehen, die Boote waren bereits am Vorabend klar gemacht worden. Nur noch die Wassersäcke packen, Proviant und Wasser ans Ufer stellen und Flaggen ans Boot setzen. Ab geht’s, Richtung Köpenick, Treptow und weiter bis ins Zentrum der Berliner Macht. Ideales Ruderwetter kommt zur guten Laune hinzu, nicht zu warm und nicht zu kalt, kaum Wind. Gerudert wird mit mittlerer Schlagzahl und Kraft, es gibt schließlich allerhand zu sehen an den Ufern der Spree. Schöne Villen direkt am Wasser, teure Eigentumswohnungen und auch einige Neubauten, die wohl nur mit Blick aufs Geldverdienen entworfen wurden.
In Treptow dann ein erster kurzer Fotostopp am neuen Tower, vor dem sich die riesige Metallskulptur der schreitenden Figuren (Molecule Man) aus der Spree erhebt. Weiter geht es am Mauerpark vorbei durch das Mittelsegment der Oberbaumbrücke. Wir fahren Mitte Spree, also genau dort, wo bis 1989 die Grenze zwischen Ost und West verlief. Vom Wasser aus ergeben sich immer wieder völlig neue Sichten: Man fährt unter der Warschauer und Jannowitz-Brücke hindurch, die man eigentlich nur als S-Bahn-Stationen kennt. Die ICE rollen heute ein Stück über uns, auch der Blick auf die Museumsinsel ist ungewohnt.
Doch zuvor ein Stopp an der Mühlendammschleuse. Wir schaukeln inmitten einer ganzen Armada von Ruder- und auch Paddelbooten. Rufe hinüber, viele kennen einander, es ist ja zudem parallel das Deutsche Wanderrudertreffen, so dass auch Vereine von der Donau, dem Rhein oder aus Ostsee-Städten darauf warten, endlich geschleust zu werden. Immerhin sind zwei Kammern vorhanden, und diese zudem für die Berufsschifffahrt so groß, dass immer einige Dutzend Boote einfahren können. Dahinter beginnt dann auch schon bald das Regierungsviertel mit der modernen Architektur der Ämter und den historischen Kuppeln von Dom und Reichstag. Grandios, das auch einmal vom Wasser aus zu sehen.
Kurze technische Pausen, zum Fotografieren oder für andere Bedürfnisse, auch zum Wechsel am Steuer, dann geht es weiter durch Charlottenburg bis zum Landwehrkanal. Den kennen auch nur wenige, dabei ist diese Strecke besonders urban und begrünt. Noch eine Schleuse mit längerer Pause, dann wird der Verkehr etwas ruhiger. Platz für eine spontane kurze Wettfahrt von Yeti und Hulk, aber natürlich alles nur Spass. Yeti hat die Nase vorn. Über das nachfolgende Stück auf dem Teltow-Kanal, der erst in Köpenick wieder in die Spree mündet, breiten wir den Mantel des Schweigens. 53 Kilometer haben wir auf der Uhr, als am frühen Abend wieder das Bootshaus erreicht wird. Mehr oder weniger erschöpft sind alle, aber dennoch bleibt Lust auf ein Steak oder einen Käse vom Grill. Und natürlich ein Bierchen und die eine oder andere Story aus dem Ruderleben.
Sonntagmorgen. Kein zeitlicher Zwang, dafür Regen. Also entspanntes Frühstück ab acht, das auch etwas länger dauern darf. Zehn Leute wollen noch mal raus, eine kleine Runde Richtung Grünau/Schmöckwitz. Passt also für die beiden eigenen Boote, und gegen zehn hört auch die Tröpfelei auf. Die eine oder andere Pobacke zwickt noch, ein paar haben etwas Rücken, aber dagegen hilft bekanntlich Rudern. Kurzer technischer Stopp in Schmöckwitz, dann noch ein Abstecher in Richtung Müggelheim, das reicht dann auch. Zurück zur Basis. Aber da ist ja noch die Regatta-Strecke in Grünau. Hulk gegen Yeti. Diesmal mit etwas mehr Ernst und Pfeffer. 2000 Meter, bis zur 1500 m-Marke geht es hin und her, mit leichtem Vorteil der Hulks. Zum Schluss haben sie eine gute Länge Vorsprung, dennoch sind alle irgendwie zufrieden.
Anlegen, Abbauen der Ausleger und noch eine gemütliche Kaffeerunde – das war es dann mit Berlin. Bis alles in Leipzig wieder ordentlich im Bootshaus liegt, werden noch viele Hände gebraucht, aber das ist Ehrensache.
Manfred Schulze für die Leipziger Teilnehmer