Boxbeutelregatta Würzburg – 19.10.2024
Erlebnisbericht
Eigentlich mag ich keine Langstrecken. Die Konkurrenz hat man nur bedingt im Blick, da man nicht nebeneinander fährt, man hat die Zeit im Nacken und mein innerer Schweinehund ist doppelt so groß wie bei den Standard Masters 1000m. Sie sind eben, wie der Name schon sagt, LAAAANG. Nichtdestotrotz habe ich mich während dieser Saison durch kontinuierliches Baggern meiner 4er Mannschaftskollegen vom ARVL und SC DHfK dazu breitschlagen lassen, in Würzburg mit an den Start zu gehen. Wie es der Umstand wollte, sollten wir sogar ein Team aus den drei großen Leipziger Rudervereinen zusammenbekommen, denn Hannes musste noch aus terminlichen Engpässen absagen. So stieß Erik Lindner vom RV Triton Leipzig dazu. Das Team für den Doppelvierer war also komplett: Thomas Henschel (ARVL), Frank Börner (ARVL), Erik Lindner (RVTL) und meine Wenigkeit Marco Burgold (SC DHfK). Wie sich herausstellen sollte ein Super+ Kraftstoffgemisch.
Samstag 05:30 Uhr klingelte der Wecker. Los geht’s! Der Anhänger musste aus dem Stadtbootshaus des ARVL abgeholt werden. Das Boot, ein Doppelvierer aus dem Hause Hudson, welches uns diesmal der ARVL zur Verfügung stellte, wurde gemeinsam mit einem weiteren Doppelvierer der Masters F des zweiten Teams, welches aus dem Ersten Kieler Ruderclub von 1862 (Alfred Eberhardt) und dem ARVL (Gregor Fuchshuber, Olaf Gelsen und Matthias Seelmann) bestand, nach Würzburg gezogen. 4 Stunden mit Tempo 100 (incl. ein paar Pausen) auf der Autobahn… ächz. Zum Mittag sind wir im schönen Würzburg angekommen und nach einer kurzen Irrfahrt haben wir den Sattelplatz erreicht. Gemeinsam mit Gregor, Olaf, Matthias und Alfred ging es ans Abladen und Anbauen, was durch die gesammelte Routine während der Saison recht schnell vonstattenging. Wir waren 16:16 Uhr dran. Es war also noch reichlich Zeit, die wir uns durch Besichtigung der einzusehenden Strecke, einschätzen der Lage, Fotos machen (im SC DHfK-Einteiler) und taktische Planungen vertrieben. Jetzt war es so weit, der Plan stand, wie wir das Rennen angehen wollten. Da unser direkter Gegner kurz vorher abgemeldet hatte, mussten wir gegen die Zeit antreten. (Ob unser Name wohl Angst und Schrecken verbreitet hatte??? 😊)
15:42 min mussten also unterboten werden. Als Sportler setzt man sich dennoch höhere Ziele, als nur den Gegner im sportlichen Wettstreit zu besiegen. Unseres war nicht weniger, als die schnellste Doppelviererzeit aller Teilnehmer zu erreichen. Größenwahnsinnig!!! Die Strömung des Mains und ein Doppelvierer aus dem Senior Männerbereich hatte uns dafür eine Zeit von 13:46 min auf 4,5km vorgegeben und wir brauchten eine 500m Durchgangszeit von knapp unter 1:32 min, um das zu schaffen.
Es ging also los. Wir legten ab. Rennkleidung einheitlich – SC DHfK-Einteiler. Abstoß vom Steg, eine 4,5km Fahrt gegen die Strömung zum Start brachten wir hinter uns. Wir merkten schon, dass das Boot gut lief, und wir kamen mit den Bedingungen sehr gut klar. Die (leider nur) zwei gemeinsamen Trainingseinheiten zeigten ihre Wirkung.
Boot Nr. 179 wurde aufgerufen, das waren WIR.
„Boot 179 RGM. SC-DHfK, RV-Triton, ARV Leipzig bitte starten“ …
Es ging mit einem Vorstart los. Wir beschleunigten, hatten uns einen Streckenschlag von 30 vorgenommen. Mit diesem ging es auch über die Startlinie. Die Glocke ertönte… „Los geht’s!“, brüllte ich meiner Mannschaft entgegen (Da hatte ich noch Luft!). Wir hatten ordentlich fahrt, als uns der Starter noch einmal übers Megafon hinterherbrüllte…. “Der 4er NACH STEUERBORD!“… Eine Anweisung, die sich über die gesamte Strecke noch mehrfach, zu meinem eigenen Leidwesen, wiederholen sollte. In der Strömung bleiben war essenziell. Wir ruderten also los. Der erste Kilometer war geschafft und meine Uhr zeigte 1:33 min als 500m Durchgangszeit an. Leicht über dem Ziel, also weiter pushen. Der erste Überholvorgang deutete sich nach 1,5 km an. Gemeistert… nun wieder „NACH STEUERBORD“, rief ich, denn der hochfahrende Gegenverkehr kann sich ja nicht in Luft auflösen. Kilometer 2 geschafft. Durchgangszeit 1:34 min. Weiter pushen… „Da geht heute was!“, war mein Gedanke, als sich mein innerer Schweinehund langsam aber sicher bemerkbar machte. Kilometer 3. Durchgangszeit weiter 1:34 min. Weiter pushen … Nächster Überholvorgang – ein Gig Doppelvierer aus einem der vorhergehenden Rennen, der uns mitbekommen ließ, wie es ist, nicht in der Strömung zu fahren. „Nach Steuerbord, NACH STEUERBORD“, keuchte ich aus dem Bug voller Anstrengung, meinen inneren Schweinehund endlich zu killen. Vorbei am Gig 4er. 3,5km geschafft. Durchgangszeit 1:44 min. (die Strömung eben.) Erik hatte inzwischen damit begonnen, meine Anweisungen direkt zu wiederholen, damit auch noch etwas bei Thomas und Frank im Heck ankam. Der letzte Kilometer war angebrochen. „Der letzte Kilometer! Los geht’s nochmal“, hörte ich aus dem Heck. Ich hätte hier keine Ansage mehr machen können. Zwischenzeit wieder 1:34 (Ich liebe die Strömung!). Noch 500m, jetzt Endspurt … Zielglocke… geschafft! 4,5 km in einer Zeit von 13:58 min zurückgelegt.
Völlig ausgepowert, aber glücklich gab es einen Handshake von allen. Super Race, Männers! Ein Sieg gegen die Zeitvorgabe und als Bonus dazu gab es den inoffiziellen Status hinzu, als schnellster Masters Doppelvierer die Strecke zurückgelegt zu haben. Ich war da schon sehr stolz auf das Team. Zur Siegerehrung konnten wir dann den Boxbeutel (eine Flasche Wein) entgegennehmen und ein großartiges Siegerfoto machen. Es fühlte sich super an. Im Übrigen durften wir gemeinsam mit Gregor, Olaf, Alfred und Matthias feiern, die ihre Altersklasse ebenso gewonnen hatten (Glückwunsch, Männer!). Der Akademische Ruderclub Würzburg hatte wieder einmal einen super Job gemacht in Organisation und Durchführung der Regatta. Gemeinsam sind wir alle noch schön Essen gegangen und nach der ein oder anderen Gesangseinheit sind wir im Hotel in die Kissen gesunken und eingeschlafen.
Es hat echt viel Spaß gemacht. Ich freue mich auf weitere Abenteuer mit dem „Leipzig Masters Racing Team“ und ja, vielleicht mag ich Langstrecke ja jetzt doch ein ganz klein wenig. 😉.
Euer Marco